Direkt zum Inhalt springen

 

DBV-Präsidentin Prof. Schock Werner gratuliert

 

"Die Arbeiten, die unser Gründer Bodo Ebhardt an Burgen vornahm würden heute kaum die Akzeptanz der Denkmalpflege bekommen. Die Idee einem Renaissanceschloss ein spätgotisches Portal hinzuzufügen, wie in Kranichfeld geschehen, wäre heutzutage nicht mehr vorstellbar. Zu sehr haben sich die Ideen der Denkmalpflege geändert und ist das Wissen um die Burgen inzwischen gewachsen. An dieser Entwicklung war die Deutsche Burgenvereinigung wesentlich beteiligt. Ihre Aufgaben waren schon seit der Gründung vor etwas mehr als 100 Jahren Erforschung und Erhaltung Deutscher Burgen und Schlösser. Dass beide Säulen gleich stark sind, dafür tragen wir ständige Sorge. Der Erforschung ist unsere Zeitschrift Burgen und Schlösser wesentlich gewidmet und dazu kommen die Bände, die der Wissenschaftliche Beirat mit von seinen Tagungen regelmäßig herausgibt. Viele dieser Bände, wie zum Beispiel der über Burgkapellen und Fenster und Türen haben es fast zum Handbuchcharakter gebracht. Archäologen, Mittelalterforscher, Historiker, Bauforscher und Kunsthistoriker stellen deshalb einem wichtigen Teil unserer Mitglieder. Das Besondere der Deutschen Burgenvereinigung ist aber, dass sie nicht nur eine sehr spezielle Klientel unter den Mitgliedern hat. Schon Bodo Ebhardt hat bewusst Objektbesitzer in die Vereinigung gezogen und wir sind stolz darauf, dass wir noch heute viele Besitzer großer und kleiner Anlagen in unseren Reihen haben. Viele davon haben einen Besitz, der über viele Generationen hinweg auf sie gekommen ist, einige aber haben ihn auch aus Leidenschaft für historische Bauten erst vor wenigen Jahren erworben. Auch für ihre Interessen, finanzielle und rechtliche, setzt sich die Deutsche Burgenvereinigung ein. Sie hat im Grundbesitzerverband dabei einen guten und starken Partner gefunden. Vielen Dank Herr Lindemann Berk!

Doch ein Möbel steht erst sicher, wenn es mindestens drei Beine hat und deshalb finden sich unter unseren Mitglieder viele, die weder ein Schloss besitzen, noch Forscher sind, es sind Burg- und Schlossfreunde, die einfach an der Thematik interessiert sind. Viele füllen ihre Freizeit ganz wesentlich mit dem Besuch von Burgen aus. Gerade hier im Rheinland gibt es Mitglieder, von denen ich vermute, sie haben nahezu alle Burgen der Welt gesehen, jedenfalls viel mehr als ich je kennen werde. Diese Burgenfreunde sind natürlich für unsere Vereinigung ganz wichtig. Deshalb organisieren wir Fahrten und Vorträge für sie. Sie lesen unsere Zeitschrift und engagieren sich in örtlichen Projekten. Ich sehe meine Aufgabe als Präsidentin ganz wesentlich in der Vermittlung zwischen den drei Interessensgruppen.

Die Forscher und Wissenschaftler legen ihr Ergebnisse so dar, dass die Burgenfreunde und die Objektbesitzer sie kennen lernen können, die Objektbesitzer öffnen von Zeit zu Zeit ihre privaten Pforten für die Burgenfreunde und diese tragen durch ihre Beiträge dazu bei, dass dies überhaupt erst möglich ist. Nur wenn alle drei Gruppen in unserer Vereinigung gleich repräsentiert und geschätzt werden, wird sie auch eine Zukunft haben. Das Interesse an Burgen lässt nicht nach. Nicht nur die Marksburg hat im letzten Jahr einen Besucheranstieg zu verzeichnen, wie ich von Graf Eltz gehört habe, galt dies auch für Burg Eltz. Für den Besuch unserer historischen Anlagen zu werben, viele Eigentümer sind auf die Einnahmen angewiesen, gehört auch zu den Aufgaben der Deutschen Burgenvereinigung.

Vieler dieser Aufgaben lassen sich besser dezentral organisieren, deshalb kam es in der Nachkriegszeit zur Gründung von Landesgruppen. Das 40 jährige Bestehen der Landesgruppe Rheinland zu feiern, hat der Vorstand dieser Landesgruppe heute eingeladen. Im Lauf der Zeit hat jede Landesgruppe einen eigenen Charakter entwickelt, die einen sind sehr wissenschaftlich interessiert, in anderen dominiert das, was wir sehr freundlich die Bundhosenfraktion nennen, also Mitglieder, die gerne im freien Gelände möglichst unentdeckte Burgen besuchen.

Die Landesgruppe Rheinland hatte immer den Ruf, besonders elegant zu sein. Das lag natürlich an dem langjährigen Landesvorsitzenden Alexander Heckmanns. Gerade hier haben sich aber auch viele Forscher wohlgefühlt. Die Exkursionen der Landesgruppe waren Legende, oft mussten mehrere Busse angemietet werden, weil so viele Menschen mitfahren wollten. Schlosskonzerte und regelmäßige Vorträge kamen hinzu. Ich wünsche dem heute gewählten Vorstand, dass dies alles so bleibt und noch viele Interessierte dazu kommen.

Dazu hat das Rheinland etwas, was noch kein anderes Bundesland aufweisen kann. Seit wenigen Tagen ist Ebidat im Netz. Sie können das Burgeninventar unter www.ebidat.eu aufrufen. Mit Hilfe eines vom Wissenschaftlichen Beirat und dem Europäischen Burgeninstitut entwickelten Programm und der finanziellen Unterstützung der Nordrhein-Westfalen-Stiftung sind alle Burgen in NRW inventarisiert worden.

2207 Anlagen sind verzeichnet und mit Texten, Plänen und Fotos unterlegt. Die Fotos werden noch ergänzt werden. Das ist ein einmaliges Programm. Von ganz Europe sind schon über 4000 Burgen im Inventar, wenn sie die Google Earth Funktion dazu einschalten, sehen sie die vielen gelben Stecknadeln, die das Land ganz einfärben. Inzwischen arbeiten auch viele andere Länder mit diesem Programm. Nachdem die Aufnahme der Burgen in NRW abgeschlossen ist, verhandeln wir gerade mit anderen Bundesländern um die Erweiterung.

Die Zusammenarbeit mit der Staatlichen Denkmalpflege und der Bodendenkmalpflege war notwendig und gut. Wir konnten durch unsere Arbeit Burgen einbringen, die der Denkmalpflege noch unbekannt waren und die Denkmalpflege hat Angaben zur Verfügung gestellt, die in das Programm eingeflossen sind. Das Gute ist, dass es ein digitales Werk ist. Jede neue Forschung kann direkt eingegeben werden und so kann das Inventar, anders als jedes Buch, immer aktuell gehalten werden. Das ist eine große Aufgabe, die sich die Deutsche Burgenvereinigung für die nächsten Jahre gestellt hat und ich freue mich, das vollständige Inventar NRW der Landesgruppe Rheinland gewissermaßen zum Geburtstag schenken zu können. Suchen Sie alle mal Ihre Lieblingsburg, dann werden Sie merken wie toll das ist. Sie finden nicht nur die historischen Daten in diesem Programm, sondern auch die touristischen, also ob Parkplatz, Tisch oder Bett vorhanden sind.

Ich wünsche der Landesgruppe auch weiterhin viel Erfolg, stärken Sie alle drei Säulen und gewinnen Sie viele Mitglieder dazu."